
Alles, was man über das Weinglas wissen sollte
Schon immer geben sich die Menschen große Mühe, den passenden Wein zum Essen auszusuchen, worüber wir übrigens in einem separaten Artikel berichten. Des Weiteren spielt aber auch das richtige Weinglas stets eine enorme Rolle und macht das Geschmackserlebnis erst zu dem, was es ist – zu etwas ganz Besonderem. Viele Fragen sich nun wahrscheinlich, warum man hier nun unterschiedliche Gläser nimmt und was an diesen so besonders ist. Klar ist, mit dem falschen Weinglas kann man einiges falsch machen, sodass auch der Geschmack des Weins verfälscht werden kann. In diesem Artikel erklären wir ausführlich, auf was man beim Aussuchen des Weinglases achten sollte, wie die Füllmenge auszusehen hat und was es sonst noch so zu beachten gibt.
Was genau macht ein gutes Weinglas aus?
Weingläser haben in den Lauf der Jahre eine große Geschichte hingelegt. Es gab sie in vielen unterschiedlichen Formen, Größen und auch die Materialien, welche zur Weinglas-Herstellung verwendet wurden, waren sehr verschieden. So gab es als Rohmaterialien zum Beispiel schon Keramik, Ton, Silber, Gold sowie das Glas, welches auch heute noch verwendet wird. Des Weiteren gab es auch schon Weinbecher in vielen verschiedenen Farben sowie mit tollen Mustern und reliefartigen Motiven. Diese schmückten im Mittelalter sowie in der Antike die Tafeln und waren überall sehr beliebt. Sie sollten jedoch vor allem optisch einen sehr guten Eindruck machen, waren vom Geschmack her betrachtet allerdings nicht besonders gut geeignet.
Der Weg zum heutigen Weinglas
Erst der Österreicher Claus Riedel begann, das Optische vom Weinglas nicht mehr an erster Stelle zu positionieren und die Glasform auch dem Charakter des jeweiligen Weins zuzuordnen. Aus diesem Grund gilt Herr Riedel als Erfinder von dem funktionellen Weinglas. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Glasfunktion mit der Charakteristika vom Wein in Einklang zu bringen. So konnte auch festgestellt werden, dass die vorherigen Weingläser die speziellen Eigenarten der Weinsorten nicht zur Geltung gebracht hatten. Auch heute werden die Weingläser nach dem Prinzip „Form follows dunction“, „Der Inhalt bestimmt die Form“, ganz nach Riedel hergestellt. So lässt sich ein maximaler Geschmack erzeugen.
Was ist wichtig beim Weinglas?
Ein Weinglas selbst muss optimal auf die jeweilige Weinsorte abgestimmt sein, denn nur so ist es möglich, die einzelnen Geschmacksnuancen und Aromen hervorzuheben.
So kann das Weinglas den Weingenuss beeinflussen:
Den Schmack: Die Aromen lassen sich durch das perfekte Weinglas besonders gut hervorheben. So schmeckt der Wein aus dem dafür vorgesehenen Weinglas komplett anders als aus einem x-beliebigen Glas. Sowohl die Form als auch das Material, welches zur Herstellung vom Weinglas verwendet wurde, spielen also eine enorm wichtige Rolle.
Weinfarbe: Durch das Weinglas soll es möglich sein, mit verschlossenen Augen die Weinfarbe zu erkennen. So spielt diese bei Beurteilung des Weins stets eine wichtige Rolle.
Bouquet: Auch beim Wein heißt es „Der erste Eindruck zählt“. So bestimmt die Nase schon vor dem ersten Schluck, ob man den Wein mag oder eher nicht. Das bedeutet also für das Weinglas, dass es die Weinglasform haben muss, die über die Qualität und Intensität des Weins informiert.
Nachhall: Das passende Weinglas hat ebenfalls die Aufgabe, einen lang anhaltenden und harmonischen Nachhall noch mal zu unterstreichen und zu perfektionieren.
Die Weinglasformen – welche Form passt zu welchem Wein?
Jeder weiß, dass es Weingläser in zahlreichen Formen und Variationen gibt. Vor allem für Weineinsteiger ist es nun nicht immer einfach, sich einen Überblick zu verschaffen. Doch keine Panik, denn im normalen Haushalt reichen nur wenige Gläser aus, um immer ein Passendes zur Hand zu haben. Für richtige Kenner lohnen sich hingegen wieder spezielle Weingläser, welche auf bestimmte Rebsorten zugeschnitten sind, denn so ist es möglich, diese ganz besonderen Geschmacksnuancen hervorzuheben.
Um genauer zu verstehen, wie sich nun die Weinglasform auf den Weingeschmack ausübt, ist es immer wichtig, sich mit der Architektur von einem ganz typischen Weinglas vertraut zu machen. So besteht das typische Weinglas aus drei unterschiedlichen Teilen. Der Fuß, der Stiel und oben der Kelch, in den der Wein nun hereingegossen wird. Nun ist es wichtig, dass alle drei Teile ideal miteinander harmonieren, was bedeutet, dass das Weinglas in einer perfekten Balance gehalten wird.
Der Stiel vom Weinglas macht es möglich, dieses so zu halten, dass sich die Temperatur des Weins sich nicht durch die Handwärme verändert. Das ist vor allem aus dem Grund von Vorteil, weil die Temperatur auch die Weinaromen beeinflusst. Deshalb empfiehlt es sich auch immer, das Weinglas stets am Stiel und nie am Kelch zu halten. Die Weingläser ohne Stiel, welche auch als Tumbler bekannt sind, sind zwar sehr beliebt und absolut in Mode, sie sind allerdings auch eher für das Picknick und nicht das schicke Abendessen geeignet.
Der Wohl größte Unterschied bei den Weingläsern ist natürlich in der Form des Kelchs zu finden. Nun kommt es darauf an, ob der Kelch bauchig oder schlank, oben weit oder doch eng zu läufig ist, es werden immer andere Charaktereigenschaften von der Weinsorte hervorgehoben, sodass diese intensiv wahrgenommen werden können.
Die unterschiedlichen Weingläser für den Rotwein
Rotweingläser haben einen bauchigen Kelch und weisen eine große Öffnung auf. Aufgrund der Tatsache, dass der Kelch sehr voluminös ist, ist auch die Oberfläche vom Rotwein vergrößert. Das hat zur Folge, dass dieser optimal belüftet wird, was das Aroma unterstreicht. Je voller und komplexer der Rotwein nun ist, desto größer sollte auch der Durchmesser von dem Weinglas sein.
Das Standard Rotweinglas
Bei dem Standard Rotweinglas handelt es sich um einen echten Allrounder. Der Kelch ist sehr bauchig und dabei lang gezogen. Die Öffnung ist dabei größer als bei einem Weißweinglas. Trotzdem ist die Weinglasöffnung noch kompakt genug, um dieses Weinglas auch für die fruchtbetonten Weine, wie zum Beispiel den Dornfelder oder Chianti, zu nutzen. Die recht schmale Kelchform hat die Aufgabe, dass auch die Aromen der eher zarten Rotweine mit einem geringen Tanningehalt nicht zu schnell versiegen.
Das Bordeauxglas
Vor allem die Weine, die als sehr tanninreich und charaktervoll gelten, brauchen viel Luft zum Atmen. Aus diesem Grund ist auch der Kelch von einem Bordeauxglas schön groß und bauchig geformt. Ausreichend Platz also, um den Wein zu schwenken und die Luftzufuhr somit etwas zu erhöhen. So ist es möglich, die Weindichte, das Extrakt, Kraft und Tannin perfekt mit der Weinfrucht in Einklang zu bringen und somit ein hervorragendes Geschmackserlebnis zu bekommen. Ein Bordeauxglas ist für unterschiedliche Weine wie den Bordeaux, Brunello oder dem Cabernet sowie Sauvignon, Merlot und Barolo geeignet.
Das Burgunderglas
Bei einem Burgunder handelt es sich um einen sehr kraftvollen Wein, welcher in der Regel mehr als 13 Volumenprozent Alkohol aufweist. Im Gegenzug muss natürlich auch das Weinglas angepasst werden. Da der Burgunderwein viel Luftzufuhr braucht, sollte der Kelch ballonförmig sein, sodass sich das vollmundige und fruchtige Aroma perfekt entfalten kann. Diese Gläser sind schön stabil gebaut, damit man den Wein fabelhaft schwenken kann, ohne dass hier die Temperatur durch das Handauflegen verändert wird. Das Burgunderglas eignet sich jedoch nicht nur für den Burgunder alleine. Auch ein Pinot Noir oder ein Gamay lassen sich hervorragend aus diesen Weingläsern genießen. Des Weiteren eignen diese sich für einen Chardonnay oder für kräftige Weißweine sowie in Holz gelagerte Rieslinge optimal.
Die verschiedenen Gläser für Weißwein
Weißweingläser haben in der Regel einen kleineren Kelch, was an der Tatsache liegt, dass der Weißwein selten belüftet werden muss. Der Kelch hat zudem eine leicht bauchige Form. Hier spielt jedoch der Stiel eine enorm wichtige Rolle. So trinkt man den Weißwein stets gut temperiert. Die Weintemperatur vom gekühlten Weißwein wird also nur minimal beeinflusst, da das Glas stets am Stiel gehalten wird. Des Weiteren verringert sich natürlich auch die Menge, da der Kelch wesentlich weniger Volumen aufweist als bei den bauchigen Rotweingläsern. Aufgrund der Weinglasgröße und dem Weinglasstiel ist es also möglich, den leckeren Weißwein bis zum letzten Schluck schön kühl zu genießen.
Das Standard Weißweinglas
Das Standardglas ist auch hier ein echter Allrounder, welcher sich für zahlreiche Weißweine eignet und stets eine gute Figur macht. Elegante Weißweine sowie frische und fruchtbetonte Weinsorten sind dafür einfach nur perfekt. Unter anderem eignen sich also die jungen Rieslinge, wobei es auch noch das Rieslingglas selbst gibt. Silvaner sowie Weiß- und Grauburgunder sind ebenfalls Weinsorten, die aus diesen Gläsern getrunken werden können. Des Weiteren lassen sich aus dem Standardglas für Weißweine auch noch der Semillon oder der Vinho Verde genießen. Die feinen Aromen verflüchtigen sich nicht zu schnell, wie es zum Beispiel in einem bauchigen Glas passieren würde und auch der zarte Duft kann sich optimal entfalten und schön lange anhalten.
Das Weinglas für Riesling
Bei einem Riesling handelt es sich um einen gereiften und mildfruchtigen Wein, der auch das passende Glas dazu braucht. Wer hier mehr als nur das Standardmodell haben möchte, fährt also mit einem besonders dafür entworfenen Weinglas besonders gut. Das Rieslingglas hat einen schmalen Kelch und einen leicht ausgestellten Mundrand, sodass der zarte Duft sich perfekt komprimieren kann. Der besondere Mundrand hat die Aufgabe, dass die Fruchtaromen sowie das Säurespiel von der Zunge besser wahrgenommen werden können.
Die Champagnergläser und Sektgläser
Zu der Welt der Weingläser zählen auch die Gläser für einen leckeren Sekt oder den Champagner. Der Kelch der Gläser ist in der Regel schmal und auch hier wird das Getränk natürlich nicht direkt mit der Hand gewärmt, sodass das Glas am Stiel gehalten wird. Die Tulpen- bzw. Flötenform dieser Gläser hat die Aufgabe, dass sich die Perlage vom Schaumwein nicht so schnell verflüchtigen kann, da die Getränke genau diese Eigenschaft brauchen. Champagner sowie Winzersekt, Cava oder aber Prosecco lassen sich hervorragend in einem solchen Glas servieren.
Gut zu wissen: Im Übrigen geben die Stabilität des Schaumbilds sowie die Perlengröße Anhaltspunkte darüber, wie der Schaumwein hergestellt wurde. Handelt es sich um ein eher feinperliges Schaumbild, wird von einer guten Qualität gesprochen.
Welche Weingläser gehören nun wirklich zur Ausstattung dazu?
Bei der Frage, welche Weingläser man in den eigenen vier Wänden nun schlussendlich haben sollte, ist es immer wichtig zu wissen, wie viel Wein man trinkt und welche Rolle der Weingenuss im eigenen Leben spielt. Wer gerade erst damit beginnt, sich ein Repertoire an Weingläsern zuzulegen, sollte auch ruhig klein anfangen. Am besten eignen sich für den Anfang ein Set der der Standard Rotweingläser in Kombination mit einem Satz Champagnerflöten. Die Rotweingläser können nämlich auch ohne einen großartigen Geschmacksverlust für den Weißwein verwendet werden. Nach und nach kann man dann die eigene Ausstattung erweitern. Bei einer Erweiterung sollte man sich nun ein Set von den Standard Weißweingläsern sowie eine Sorte der bauchigen Rotweingläser zulegen, um sich in Sachen Weingenuss weitere Möglichkeiten zu schaffen. Sollte man Fan von einer ganz bestimmten Weinsorte sein, so kann man die Weingläser natürlich dementsprechend kaufen bzw. bestellen.
Das Material für Weingläser
Weingläser werden heutzutage in der Regel maschinell hergestellt. Das natürlich nicht ohne Grund, denn hierbei handelt es sich sowohl um die schnellste als auch die einfachste und günstigste Methode. Die dabei entstehenden Weingläser sind nun natürlich auch für den Endkunden günstiger im Einkauf, werden vermehrt gekauft und somit können auch größere Mengen produziert werden.
An der Naht, welche entlang der Stielseite geht, lässt sich erkennen, ob ein Glas per Hand oder maschinell hergestellt wurde. Sobald eine Naht sichtbar ist, wurde zumindest der Stiel, meistens allerdings das komplette Glas, maschinell erstellt. Es gibt allerdings auch Kombinationen, bei denen zum Beispiel ein maschinell produzierter Stiel mit einem mundgeblasenen Kelch verbunden wird.
Bleikristall oder Kristall?
Es werden verschiedene Materialien zur Weinglasherstellung verwendet. Die Weingläser aus Kristallglas gelten als hochwertiger als aus Bleikristall oder herkömmlichem Glas. Diese sind nicht nur schön glänzend und schön klingend, sondern auch besonders klar. Zusätzlich lassen sich die Weingläser aus Kristall durch die recht feste Kristallstruktur auch noch manuell oder aber sogar mechanisch bearbeiten. Auch wenn es sich um recht dünne Gläser handelt, die natürlich besonders elegant ausschauen, sind diese robuster als andere Glasvarianten und können sogar in der Spülmaschine gereinigt werden. Um den Glanz der Gläser zu bewahren, sollte man diese jedoch trotzdem per Hand reinigen und anschließend schön polieren.
Bei den bleifreien Kristallgläsern gibt es allerdings spezielle Richtlinien, welche besagen, dass diese von Blei-, Barium-, Kalium- und Zinkoxid nur maximal zehn Prozent enthalten dürfen. Das hat zur Folge, dass die Aromastoffe vom Wein sich besser entfalten können. Weingläser, die aus Bleikristall hergestellt wurden, glänzen intensiver und sind schön bruchfest. Die Bleianteile dabei werden so in die molekulare Struktur eingearbeitet, dass das Blei natürlich nicht an den Wein gelangt.
Bei der Wahl, ob das Glas nun aus Bleikristall gefertigt werden sollte oder aus Kristall, sollte man auch die Pflegeintensität einbeziehen. Die Gläser aus Kristallglas müssen auf jeden Fall immer mit der Hand gereinigt, trocken und poliert werden, um den Glanz des Weinglases zu erhalten. So hinterlassen Wassertropfen auf Gläsern immer unschöne Flecke.
Was kostet ein gutes Weinglas?
Die Preise beim Weinglaskauf gehen sehr weit auseinander. Während man im typischen Geschäft einige Gläser bereits für wenige Euro bekommt, gibt es hochwertige Weingläser natürlich auch nur für einen höheren Preis. Wer ein Weinglas kaufen möchte, sollte sich immer an folgende Faustregel halten: „ Wer ein Weinglas kaufen möchte, der sollte dafür immer bereit sein, mindestens so viel zu bezahlen, wie man auch bereits ist, für die Flasche Wein auszugeben.“.
Gut zu wissen: Natürlich sind großvolumige Rotweingläser oder andere spezielle Weingläser sehr beliebt, jedoch auch teurer in der Anschaffung. Aus diesem Grund lohnt der Kauf nur dann, wenn man auch entsprechend hochwertige Weine daraus trinkt. Die Weine aus den unteren Preisklassen verfügen nämlich normalerweise nicht über ein solch vielschichtiges Aromaprofil. Ein günstiger Wein würde also auch durch die Verwendung teurer Weingläser nicht besser. Ganz im Gegenteil. So bringt ein günstiger Rotwein oft nicht ausreichend Aromafülle mit, um ein dickbauchiges Rotweinglas füllen zu können.
Die optimale Aufbewahrung der Weingläser
Auch wenn die meisten Weingläser für die Spülmaschine geeignet sind, ist es immer ratsam, sie anschließend trotzdem schön trocken zu machen und zu polieren. Dafür gibt es spezielle Poliertücher, welche es verhindern, dass Wassertropfen erst unschöne Flecken hinterlassen. Wichtig bei der Verwendung von Poliertüchern ist, dass diese ohne jegliche Weichspüler gewaschen werden. Dadurch lassen sich unangenehme oder zu starke Gerüche von Anfang an vermeiden. Außerdem ist es zu empfehlen, dass die Gläser nicht in direktem Kontakt mit anderen Gläsern stehen, da ansonsten kleine Kratzer entstehen könnten.
Gut zu wissen: Die Flecken am Glas entstehen oft durch einen recht hohen Härtegrad im Wasser. Diese lassen sich jedoch ganz unkompliziert mit weißem Essig entfernen.
Unser Fazit zum Thema Weingläser
Zu einem schönen Wein gehört auch immer das perfekte Weinglas. Das sieht nicht nur besonders edel und professionell aus, sondern bringt auch geschmacklich einen großen und positiven Unterschied mit. Neben dem passenden Weinglas für die jeweilige Weinsorte sollte auch immer darauf geachtet werden, welcher Wein zu welchem Essen passt. Auch dieses Thema haben wir in einem unserer Artikel „Den passenden Wein zum Essen finden“, bereits behandelt. Erst wenn alle Komponenten perfekt miteinander harmonieren, steht einem geschmackvollen Abend nichts mehr im Weg.